06.05.2020

Blog: Verheerende Pandemien der Weltgeschichte

Pandemien der Weltgeschichte

06. Mai 2020
Hannover
B.Z. stellt die zehn verheerendsten Pandemien der Weltgeschichte vor – und zeigt, wie sie das Leben auf der Erde veränderten.

► Die Justinianische Pest
541 - 544 n. Chr.

Im Jahr 541 breitete sich unter der Regentschaft des oströmischen Kaisers Justinian (527-565) eine unheimliche Krankheit in Ägypten aus. Laut dem Zeitzeugen Prokop litten die Betroffenen an Fieber, beulenartigen Geschwüren in der Leistenregion, unter den Achseln und am Hals. Die Seuche, hervorgerufen durch den Erreger Yersinia pestis, trat erstmals am Ostrand des Nildeltas in Pelusium auf und breitete sich von dort über ganz Ägypten und Syrien aus. 542 erreichte die Pest die 500 000-Einwohnerstadt Konstantinopel.

Im selben Jahr erfasste sie Tunesien, den Balkan, Italien, Gallien, Spanien, die Rheinregion und schließlich auch die britischen Inseln. Schätzungen zufolge fielen 30 – 50 Millionen Menschen der Seuche zum Opfer – das entspricht rund der Hälfte der damaligen Weltbevölkerung. Manche Historiker vertreten sogar die Theorie, dass die Justinianische Pest, die über 200 Jahre lang wütete, letztlich das Ende der Römischen Reichs besiegelte.

► Der Schwarze Tod
1347 - 1351

Im frühen Spätmittelalter wurde Europa abermals von Yersinia pestis heimgesucht. Die Seuche, die später als Schwarzer Tod in die Geschichte einging, nahm ihren Ursprung in China und wurde über die Seidenstraße und andere Handelsrouten durch Rattenflöhe bis nach Europa geschleppt. Schätzungsweise 25 Millionen Menschen wurden in Europa dahingerafft; allein in Deutschland starb etwa jeder zehnte Mensch.

Im Zuge der Pandemie kam es in ganz Europa zu schweren Judenpogromen, da die panischen Massen einen Sündenbock für die Pandemie brauchten. Doch die Seuche hatte auch positive Auswirkungen auf die mittelalterliche Gesellschaft: So konnten sich abgeholzte Wälder durch den Bevölkerungsschwund wieder erholen, in den Städten stiegen die Löhne an und die Leibeigenschaft wurde abgeschafft.

► Die Pocken
15. - 17. Jahrhundert

Schon vor 12 000 Jahren traten erste Pockenerkrankungen im Nordosten Afrikas auf. Doch erst als die europäischen Eroberer 1492 Mittelamerika erreichten, schlug die Viruserkrankung mit voller Wucht zu: Als Cortés 1519 in Mexiko landete, lebten dort 80 Millionen Menschen. 80 Jahre später waren es nur noch eine Million. Auch Europa wurde von der hochansteckenden Krankheit nicht verschont. Seit dem 18. Jahrhundert breitete sich die Seuche aus und forderte jährlich etwa 400 000 Opfer; ein Drittel der Überlebenden erblindete. Heute sind die Pocken ausgerottet. Es gibt jedoch in den USA und Russland noch Labore, in denen die tödlichen Viren gelagert werden – und die Sorge, dass die Viren eines Tages als Biokampfstoff eingesetzt werden könnten.

► Cholera
1817 - 1823

Cholera ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium „Vibrio cholerae“ ausgelöst wird. Die Infektion erfolgt meist über verunreinigtes Trinkwasser oder Speisen. Erste überlieferte Fälle gab es bereits 600 v. Chr. im Gangestal. Da das Bakterium natürlicherweise im Ganges vorkommt, erkrankten auf dem indischen Subkontinent immer wieder Menschen an der Durchfallkrankheit. Doch 1817 entwickelte sich aus einer lokalen Epidemie nahe Kalkutta eine Pandemie, die weite Teile Asiens erfasste und schließlich auch Vorderasien, Afrika und Europa erreichte.

In den folgenden 100 Jahren kam es zu fünf weiteren Pandemien, die Millionen Menschen töteten. Noch heute gibt es jedes Jahr zwischen 1,3 und 4 Millionen Cholerafällen mit bis zu 143 000 Todesfällen weltweit.

► Spanische Grippe
1918 - 1919

Ende Mai 1918 kabelte eine spanische Nachrichtenagentur, dass „eine merkwürdige Krankheit mit epidemischem Charakter“ in Madrid aufgetreten sei. Anfangs verlief die Krankheit noch relativ moderat. Doch im Herbst 1918 nahm die Spanische Grippe Fahrt auf. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich die Influenza des Subtyps A/H1N1 weltweit und infizierte geschätzte 500 Millionen Menschen – damals etwa ein Drittel der Weltbevölkerung. Bis zu 50 Millionen Menschen starben.


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► Hongkong-Grippe
1968 - 1970

50 Jahre später war es erneut ein Influenza-Erreger, der zu einer Pandemie führte. Der Subtyp A/H3N2 tauchte erstmals in Hongkong auf und entstand vermutlich aus einer Kombination von Geflügelpestviren und Influenzaviren. Innerhalb von nur zwei Wochen hatten sich 500 000 Menschen infiziert. Insgesamt starben etwa 1 Million an der Hongkong-Grippe; allein in Deutschland waren es 30.000.

► HIV
1981 - heute

Das Humane Immundefizienz-Virus, kurz HIV, ist vermutlich schon in der 1930er-Jahren in Afrika von Affen auf den Menschen übergegangen. Doch erst Anfang der 80er-Jahre breitete sich das Virus und die dadurch hervorgerufene Immunschwäche Aids in den USA aus. Galt Aids anfangs noch als „Homosexuellen-Seuche“, zeigte sich bald, dass die sexuell übertragbare Krankheit jeden treffen kann. Seit 1981 haben sich rund 75 Millionen Menschen weltweit mit dem HI-Virus angesteckt, etwa 32 Millionen starben daran. Noch heute sind weltweit mehr als 38,8 Millionen Menschen am HI-Virus erkrankt, zwei Drittel davon in Afrika.

Seit 1996 gibt es antiretrovirale Therapien, die den Krankheitsverlauf abmildern. Letzte Woche berichteten Forscher, dass sie zum zweiten Mal überhaupt einen HIV-Patienten mithilfe einer neuen Therapie dauerhaft heilen konnten.

► SARS
2002 - 2003

Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS) ist eine durch Coronaviren hervorgerufene Infektionskrankheit, die erstmals 2002 in Südchina auftrat. Innerhalb weniger Wochen breitete sich SARS über alle Kontinente aus und entwickelte sich zur ersten Pandemie des 21. Jahrhunderts.

Mit insgesamt unter 800 Todesfällen verlief SARS jedoch vergleichsweise glimpflich.

► Schweinegrippe
2009 - 2010

Im Frühjahr 2009 breitete sich ein neuer Subtypus des A/H1N1-Virus in Mexiko und Nordamerika aus. Da auch Schweine den Erreger in sich tragen, wurde die Influenza-Erkrankung Schweinegrippe genannt.

Neueren Schätzungen zufolge hat sich jeder fünfte Mensch auf der Erde mit dem Virus angesteckt; insgesamt gab es bis zu 575.000 Todesfälle.

► Ebola
2014 - 2016

An den Ufern des Ebola-Flusses in der Demokratischen Republik Kongo kam es 1976 erstmals zu einer neuen Epidemie, die in fast 90 Prozent der Fälle zum Tode führte. Die Betroffenen litten unter hohem Fieber und Blutungen am ganzen Körper und starben meist binnen weniger Tage. In den Folgejahren kam es immer wieder zu lokalen Epidemien in Subsahara-Afrika. 2014 breitete sich das Ebolafieber dann in Guinea rasant schnell aus und erfasste weite Teile Westafrikas. Von den rund 28.639 Infizierten starben 11.325. Die hochansteckende Krankheit geht wahrscheinlich auf den Verzehr von infiziertem Buschfleisch zurück.

Quelle: BZ-Berlin.de

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